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Ferman Alkasari | Mai 2024
Die besonderen Herausforderungen arabischer Übersetzungen.
Die Übersetzung ins Arabische stellt eine besondere Herausforderung dar. Zwar ist die Vorstellung, dass sich ein Text nicht wortwörtlich in eine andere Sprache übersetzen lässt, heutzutage in der breiten Masse weitgehend akzeptiert, dennoch stellen manche kulturellen Besonderheiten wie im Arabischen große Herausforderungen für unerfahrene Übersetzer:innen dar. Welche Herausforderungen sind vorhanden und woran kommt es im Arabischen an?
Bei der Anfrage einer Übersetzung wird immer die Sprache und ggf. die Sprachvariante angegeben. Im Arabischen ist das viel wichtiger als in vielen anderen Sprachen. Denn eine arabische Übersetzung kann für arabische Leser:innen bzw. Hörer:innen trotzdem unverständlich sein. Wieso? Arabisch unterscheidet sich sehr stark zwischen Ost und West, zwischen Nord und Süd und zwischen formell und alltäglich. In arabischsprachigen Ländern des Ostens wie im Irak wird ein anderes Arabisch als in Ländern des Westens wie Algerien gesprochen. Gleiches gilt auch für nördliche Länder wie Syrien und arabischsprachige Länder des Südens wie den Sudan. Diese Diskrepanz ist nicht den feineren Unterschieden zwischen American English und British English ähnlich, sondern stärker wie etwa zwischen Deutsch und Niederländisch oder Schwedisch und Norwegisch.
Hier sind einige Beispiele zur Darstellung der Besonderheiten von Übersetzungen aus dem Arabischen und ins Arabische:
In Ägypten Milch und in Syrien Joghurt: Zum Beispiel heißt „Milch“ in Ägypten „لبن“ (ausgesprochen „laban“), „زبادي“ (ausgesprochen „zabadi“) oder „لبن حليب“ (ausgesprochen „laban halib“), aber das Wort „لبن“ bedeutet in Syrien und vielen anderen arabischsprachigen Ländern „Joghurt“. Für Joghurt nutzen die Ägypter:innen je nach Region „لبن رايب“, „لبن جميد“ oder „لبن مخيض“. Daher ist die landesspezifische Übersetzungsanfrage von besonderer Bedeutung.
Nicht nur die Ausdrucksweise wie der Dialekt oder das Vokabular, sondern auch die Nutzung von Zahlen, Monatsnamen und vieles andere mehr können sich unterscheiden. Z. B. werden arabisierte und in arabischer Schrift geschriebene römische Bezeichnungen für Monate in Ägypten wie „فبراير“ (ausgesprochen „febrajer“ für Februar) verwendet. Im Gegensatz dazu nutzen Länder wie Syrien arabische, aus dem Syrischen, Aramäischen und/oder Hebräischen stammende Monatsbezeichnungen wie z. B. „شباط“ (ausgesprochen „schubat“ für Februar). In vielen Texten werden aber auch beide Bezeichnungen hintereinander erwähnt, aber das ist abhängig sowohl vom Land als auch von der Textsorte. Deswegen ist es unerlässlich, zu wissen, für wen und in welchem Format die Übersetzung gedacht ist.
Die alltägliche(n) Sprache(n) unterscheidet/n sich stark von der formellen Sprache in anderen Kontexten. Dieses Phänomen wird in der Linguistik Diglossie genannt; die parallele Verwendung von zwei unterschiedlichen Sprachvarianten für unterschiedliche Funktionen in der gleichen Gesellschaft. Arabisch ist ein Paradebeispiel für Diglossie. Im Gegensatz zum alltäglichen Sprachgebrauch, wird modernes Hocharabisch nur für besonders formelle Anlässe wie Politik, Nachrichten, Literatur oder Ähnliches verwendet. Die arabische Alltagssprache hingegen wird zum einen abgewertet, in anderen Worten hat sie einen niedrigeren sozialen Status als die Hochsprache, und unterscheidet sich von Region zu Region und von Land zu Land. Die meisten ausländischen Arabischlernenden lernen Modern Standard Arabic („modernes Hocharabisch“), welches aber von keinen Sprechenden im Alltag genutzt wird. Stellen Sie sich vor, Sie würden so wie in der Tagesschau oder heute journal reden. In Deutschland wäre das ganz normal, da Hochdeutsch nicht weit entfernt von der Alltagssprache ist. Wenn Sie aber auf den Straßen Kairos, Beiruts oder Bagdads ähnlich wie arabische Nachrichtensprecher:innen reden würden, würden die Menschen Sie verblüfft anschauen, als ob Sie aus dem Mittelalter durch die Zeit gereist sind. In diesem Sinne müssen Faktoren wie das Zielpublikum, die Textsorte bzw. Textgenre, Präferenzen des Auftraggebers und das Land bzw. Region in Betracht gezogen werden.
Diese und andere Aspekte haben großen Einfluss auf die Rezeption von Übersetzungen und demzufolge auf den Erfolg der produzierten Texte. Daher ist die Signifikanz einer muttersprachlichen, kultursensiblen, überprüften und professionellen Übersetzung sehr hoch. Infolgedessen sind professionelle, muttersprachliche und in ihren Heimatländern ansässige Übersetzer:innen – wie unser Übersetzer:innen-Team – unentbehrlich für den Erfolg der kommunizierten Botschaft.
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