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Ferman Alkasari | März 2024
Die Stolperfallen von Scheinanglizismen in der Übersetzung
Deutsch hat in den letzten Jahrzehnten unglaublich viele Wörter aus dem Englischen durch die Globalisierung der Weltwirtschaft und den großen Einfluss englischsprachiger Länder, insbesondere der USA, übernommen. Durch soziale Medien mit ihrem englischsprachigen Inhalt verstärken sich diese Einflüsse vor allem bei urbanen, jungen und gebildeten Gruppen.
Translators are like ninjas. If you notice them, they’re no good.
Etgar Keret, israelischer Schriftsteller und Übersetzer
Man könnte sagen, wir können uns von Anglizismen kaum retten. Deswegen hören wir oft bei jungen Menschen Wörter wie „cringe“, „safe“, „nice“, „Trend“, „flirten“ usw. Im Geschäftsleben nutzen wir „Meeting“, „B2B“/ „B2C“, „Marketing“, „Business“, „Backend“, „Potential“ oder Ähnliches. In der Politik sind Begriffe wie „Jobcenter“, „Homeoffice“, „Framing“ und „Power“ unter anderem schon längst zu Hause. Zudem verdrängen weitere englische Begriffe bereits vorhandene deutsche Begriffe und werden synonym verwendet wie z. B. „Birthday“, „downloaden“, „clever“, „Apartment“, „canceln“ und viele weitere.
Manche Anglizismen haben ihre ursprüngliche Bedeutung behalten (s. o.), andere wiederum haben ihre ursprüngliche Bedeutung verloren. So haben sie mit ihrer neuen Heimat in der deutschen Sprache neue Bedeutungen gewonnen, daher werden sie Scheinanglizismen genannt.
Wörter wie „Homeoffice“, „Shooting“ oder „Beamer“ klingen zwar englisch, stammen aus englischen Wörtern, haben aber eine andere Bedeutung im Englischen und können nicht eins zu eins ins Englische übernommen werden. Eine wortwörtliche Übertragung wäre an dieser Stelle fehl am Platz.
Wie sich Übersetzer:innen mit solchen Wörtern befassen, schauen wir uns anhand folgender Beispiele genauer an:
“Home Office”/ “home office” (EN): das britische Innenministerium oder das physische Heimbüro | „Homeoffice“ (DE): “working from home”, “teleworking”, “remote working” oder “working remotely” |
“shooting” (EN): „Schießerei“, „Schießen“, „Jagd“ oder „Dreharbeiten“ | „Shooting“ (DE): “photo shoot” oder “film shooting” |
“beamer” (EN): (UK) ein in Kricket mit vollem Umfang auf den Kopf oder Oberkörper eines Spielers geworfener Ball | „Beamer“ (DE): „projector“ oder „overhead projector“ |
Anhand dieser Beispiele merken wir die Macht der kulturellen Einbettung eines Wortes. Dies benötigt die Achtsamkeit der Übersetzer:innen bzw. der Fachübersetzer:innen, damit das scheinbar Gleiche nicht direkt übernommen wird. Hierzu sollte die entsprechend passendste Übersetzung angeboten werden. Denn die allgemeingültige Regel des Übersetzens heißt: Die Bedeutung ist immer im Kontext gebunden und so muss sie dementsprechend formuliert und übersetzt werden. Im Umkehrschluss heißt es: Englische Begriffe in einem deutschen Text können, aber müssen nicht unbedingt, so im Zieltext wie im Ausgangstext stehen. „Meeting“ aus dem Englischen könnte – müsste aber nicht – so ins Deutsche übersetzt werden:
Englisch: We are having a meeting.
Könnte ins Deutsche je nach Kontext unterschiedlich übersetzt werden:
Hintergrund ist es, dass Übersetzer:innen den Sinn in Anlehnung an Kontext so optimal zu übersetzen versuchen und nicht das Wörterbuch-Pendant jedes einzelnen Wortes wiedergeben. Wenn dem so wäre, hätten Übersetzungs-Tools und maschinelle Übersetzung bereits Übersetzer:innen und Übersetzungsmanager:innen ersetzt.
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